Jetzt haben wir den Buchstabensalat

Mir fehl(t)en die Worte - Junior nicht...

So, ich bin wieder hier… Es war in letzter Zeit etwas ruhiger um den diplomierten Armleuchter und karenzierten Poeten, aber jetzt werde ich euch, geschätzten Leserinnen und Lesern nicht länger verschont bleiben und wieder regelmäßiger schreiben...


Leider ist ein enges Familienmitglied vor kurzem überraschend krank geworden. Bis wir alle den ersten Schock überwunden, die Nachricht verdaut hatten und wussten, was auf uns zukommt und wie es weitergeht, war ich weder in der Stimmung noch in der Lage zu schreiben.

 

Es ist schon komisch: Früher war das Schreiben in schwierigen Zeiten immer eine Art Katalysator für mich. Dieses Mal fehl(t)en mir dazu scheinbar die Worte. Also beschloss ich, eine Pause zu machen.

 

Anyway, ich will jetzt gar nicht zu sehr darauf eingehen, sondern wollte euch nur kurz wissen lassen, dass ich wieder da bin…

 

Was ist in den letzten Wochen in meinem Leben mit Kind und Kegel passiert? Eine Menge! Und das in vielerlei Hinsicht.

 

 

Junior, der für seine zwanzig Lebensmonate einen schon recht stolzen Wortschatz hat, entwickelt sich zu einem wahren Plappermaul. Ja, ich weiß, ich weiß: Der Apfel fällt nicht weit vom Pferd… äh… Baum… irgendwie so halt. Meine Mutter hat schon erklärt, ich sei als kleines Kind in dem Alter auch schon so fleißig am Reden gewesen.

Nicht nur, dass der Kleine neben Altbekanntem und Alltäglichen schon so wichtige Vokabeln wie „Batman“, „Joker“, „Superman“ und „Enterprise“ beherrscht und die entsprechenden Zeichen überall erkennt, nein, er ist schon dabei Sätze zu bilden. Die Syntax ist zwar etwas eigenwillig, aber die Bedeutung der aneinandergereihten Worte ist durchaus verständlich: 

Es ist herrlich, dem Kleinen beim Brabbeln und Sprechen zuzuhören und erleichtert auch im Alltag einiges:

Schmeckt das Essen nicht bzw. will er etwas anderes? Junior sagt es klipp und klar. z. B. „Nüdele. Tmatensos.“ Alles klar? Genau, er will Nudeln mit Tomatensauce zum Mittagessen haben.

 

„Papa. Ahnesitza. Lesen!“ ist ebenfalls eine unmissverständliche Aufforderung, die oft mit einer entsprechenden Geste einhergeht. Also setze ich mich dann mit ihm hin und wir lesen gemeinsam ein Buch.

 

Oder aber er packt meine Hand und sagt: „Papa. Nitta sitza. Srauben. Papa. Tristan. Srauben.“ Das „Srauben“ heißt „Schrauben“ und bedeutet ebendas: Mit zu Schraubendrehern umfunktionierten DUPLO-Gegenständen schrauben wir dann an Türen, Stühlen und überhaupt überall herum, wo laut Junior etwas festgeschraubt werden muss.

 

Lediglich bei der Mitteilung über eine vermeintlich volle Windel werde ich regelmäßig hinters Licht geführt: In drei von fünf Fällen ist es eine Falschmeldung, die wohl nur meine Aufmerksamkeit auf Junior lenken soll. Funktioniert immer…

 

Und nicht nur die sich immer weiter entwickelnde Sprache sondern auch die Zusammenhänge, die da bereits existieren, erstaunen mich immer wieder.

 

Es gibt da in unserem kleinen Garten nämlich „Papavogel“, „Mamavogel“ und „klene Vogel“, die regelmäßig zu Besuch kommen und sich am von meiner besseren Hälfte bereitgestellten Futter ebenso erfreuen, wie an den dicken Würmern, die sie aus der matschigen, nassen Wiese ziehen.

Der Papavogel ist die männliche Amsel, Mamavogel das dazugehörige Weibchen und der kleine Vogel ein rundes Rotkehlchen.

Wenn einer, mehrere oder gar alle Vögel da sind, ist das etwas ganz tolles und muss laut mitgeteilt und mit der Nase am Fenster beobachtet werden. Sind die Vögel dann wieder weg oder vielleicht gar nicht gekommen, heißt es dann: „Papavogel schaffa. Mamavogel schaffa. Beide.“

 

„Schaffa“, also der Vorarlberger Ausdruck für das Arbeiten ist bei Junior ein Synonym für nicht da sein. Beim Beginn meiner Väterkarenz Anfang Jahr hatten meine Partnerin und ich unserem Sohn erklärt, dass Mama nun wieder arbeiten (schaffa) geht, dann wieder heimkommt und bis dahin Papa daheim ist.

Seitdem stellt der Kleine jeden Morgen, wenn ich ihn wecke (oder von ihm geweckt werde) ganz nüchtern und meist ohne großes Bedauern fest: „Mama schaffa. Papa. Tristan.“ Ihm ist klar, dass Mama am Arbeiten und Papa bei ihm ist.

 

Es ergeben sich dann hin und wieder recht lustige Konstellationen, wie z. B. diese hier:

„Mama schaffa. Batman, Joker heja beide. Opa schaffa. Tante Urlaub. Papa, Tristan Schwimmbad.“

Auch hier war klar: Mama war am Arbeiten, die DUPLO-Figuren Batman und Joker lagen im DUPLO-Haus und machten heja, schliefen also, Opa war am Arbeiten, die Tante hatte Urlaub und wir gingen ins Schwimmbad. Ich finde das herrlich!

 

Natürlich muss man aufpassen: Absolut keine Schwimpfworte! Es ist halt einfach sch…ade was passiert ist. Sch…eibenkleister! Oder, diese originelle Zensierung stammt von meiner Schwester: Du bist so ein A…pfelbaum!

 

Leider hatte ich unlängst ein paar schlechte Tage, die sich unter anderem auch in ausgesprochener Tollpatschigkeit bemerkbar machten:

Einmal fiel mir das Handy auf den Boden, was auf dem Nussparkett übrigens unheimlich laut ist und mir entfuhr ein schnelles: „Scheiße!“ Zum Glück hatte Junior nicht genau zugehört und „Schöa“ also „Schön“ verstanden. Minutenlang sprang er im Wohnzimmer und schrie: „Schöa! Schöa! Schöa!“ Ich will mir nicht vorstellen, wie das klingen würde, hätte er mich richtig verstanden.

 

Ein anderes Mal stand ich am Wochenende in der Küche und verbrannte mir in meiner unglaublichen Ungeschicktheit die Finger. Wieder kam reflexartig dasselbe Wort. Ich war zu sehr mit meinem Schmerz (Finger und Handrücken mögen keinen direkten  Kontakt mit heißen Spätzle) und  mit der Sauerei (ein Teil der Spätzle war auf dem Boden gelandet) beschäftigt, aber ich bin mir sicher, dass er es dieses Mal mitgekriegt und verstanden hatte. Wahrscheinlich ist es nur dem unermüdlichen Einsatz meiner besseren Hälfte zu verdanken, die blitzschnell reagierte und ein Ablenkungsmanöver einleitete, dass der kleine Wiffzack anschließend nicht Papa nachahmend das S-Wort fluchend durch die Hallen von Schloss Mickinik hüpfte.

 

Künftig muss ich also noch genauer aufpassen, was ich sage. Das Fluchen sollte ich ganz bleiben lassen. Zumindest aber sollte ich mir ernsthaft überlegen, nur noch klingonische Schimpfwörter verwenden.

 

Wenn Junior dann etwas wie „T'ruk-D'h!“ herumbrüllt, macht mir das eher wenig aus… :)

 

So, es ist spät und ich muss morgen früh auf, weil wir wieder zum Plantschen ins Schwimmbad gehen.

 

Fortsetzung folgt.



 

Herzlichst

~ Euer Armleuchter 

Alias der karenzierte Poet

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Kommentare: 8
  • #1

    Gabe (Freitag, 27 Februar 2015 06:48)

    sehr schön beschrieben

  • #2

    robehode (Freitag, 27 Februar 2015 07:12)

    Nun, mein Zwerg ist zwar motorisch recht fix, nur mit dem sprechen tut sich trotz 16 Monaten sehr wenig.
    Vor 4minaten haben wir zu einem besonderen Anlass "mama" einstudiert.
    Seither folgen versuche vo tierlauten u mittlerweile lassen sich ausdrücke für ball oder danke erahnen.
    Nur das "wichtigste" Wort mag nicht gesprochen werden (ich hab ob des verschmitzten lachens beim üben bereits den Verdacht, ein wenig mit Absicht)
    Seither sag ich: solange sie nicht "papa" sagt, ist mir egal was sie sagt. ;)
    Das Leben erleichtert sich durch mitteilungsfähigkeit bestimmt, doch auch ich fürchte mich ob der erblichen (doppelten) vorbelastung ein wenig vor einem plappermaul...
    Lg

  • #3

    armleuchter (Samstag, 28 Februar 2015 21:24)

    @Gabe: Danke. Freut mich! Obwohl ich beim zweiten Mal lesen immer erst alle Rechtschreibfehler finde. Eigentlich bin ich ja als "i-Tüpferl-Reiter" oder wie man hierzulande sagt, als "Tüpfleschiessar" bekannt, aber mit Kind und Kegel habe ich es aufgegeben, stundenlang am Rechner sitzen, Korrekturlesen und ändern zu wollen. Hauptsache die Message kommt rüber :)

  • #4

    armleuchter (Samstag, 28 Februar 2015 21:29)

    @Robin:
    Keine Angst, die Sprechflut kommt dann anschließend bestimmt doppelt so heftig - so haben es Bekannte von mir erlebt, nachdem ihr Zwerg sich erst nur zaghaft im Sprechen geübt hat...
    Ja, die Sache mit der Doppelbelastung ist nicht zu unterschätzen - bin gespannt darauf, zu hören, ob du dann überhaupt noch zu Wort kommst.
    Ich glaube, eines der ersten Worte unseres Juniors war weder Mama, noch Papa, sondern "Hatschi". Als wir begriffen, dass er damit wirklich Niesen (und Husten, Schneuzen u. ä.) meint, war es offiziell das erste Wort. "Mama" und "Papa" kamen erst viel später... :)

  • #5

    Mäggi (Montag, 02 März 2015 14:05)

    Du hast völlig recht - es ist einfach herrlich den Kleinen beim Sprechen zuzuhören. Johannas Wortschatz wächst auch von Tag zu Tag. Allerdings hat sie bei uns das S-Wort leider schon mal gehört und gleich nachgeplappert. Und anstatt heiß sagt sie immer Scheiss - das findet sie irgendwie lustig....
    Wenn sie dann aber Mama sagt, schmelze ich sowieso dahin!!! (Für den Papa gilt übrigens dasselbe).

  • #6

    armleuchter (Dienstag, 03 März 2015 21:07)

    @mäggi: Welch schöne Überraschung, hier von dir zu lesen! Danke für's Vorbeischauen! Ja, das liebe S-Wort... Früher hab ich meine Mama immer ausgelacht, wenn sie mit Wörtern wie Scheibenkleister dahergekommen ist...
    Hey, ich stell mir gerade vor: "Und Johanna wie ist die Suppe?" - "Scheiss!" :D
    Hey, aber lange haben wir nicht mehr, dann können wir immer alles auf den Umgang im Kindergarten usw. schieben...

  • #7

    Conny (Samstag, 21 März 2015 07:38)

    Sehr amüsant und vertraut zu lesen!! ;)
    I like!

  • #8

    armleuchter (Sonntag, 22 März 2015 20:16)

    @Conny: Hi! Schön, dass du vorbeigeschaut hast! Vielen Dank! :)