Der Bart-Super-GAU

A man without a beard is a woman...

Mannomannomann, da ist vor kurzem ja was passiert… Im wahrsten Sinne des Wortes ein Bart-Super-GAU…

 

 

Diejenigen unter euch, die das Vergnügen haben, mich persönlich zu kennen, wissen ja, dass ich Bartträger bin, mehr oder weniger schon, seit sich aus dem pubertären Oberlippenflaum im Gymnasium erst ein kümmerliches Ziegenbärtchen für den Halbstarken und später ein halbwegs passabler Bart entwickelt hatte.

Irgendwann wurde mit den Jahren  aus dem sorgfältig gestutzten und ausrasierten Bart der Faulheit… äh… Bequemlichkeit  wegen ein praktischer und nicht unfescher Vollbart. Dass die so genannten Hipster und Bobos den Bart schon längst als ihr neues Erkennungszeichen übernommen hatten, war und ist mir herzlich egal. Was interessieren mich Hipster und Bobos aus den Städten? Ich lebe in Vorarlberg – bei uns sind ohnehin alle vom Land und die Zugezogenen wohnen zumindest mit uns am Land… J

 

So zirka einmal im Jahr kommt der Bart dennoch entweder ganz weg oder wird zumindest auf die Länge eines Dreitagebarts zurückgestutzt. Meist geschieht dies erst nachdem mich meine bessere Hälfte wochenlang erst subtil ("Din Bart isch scho wiedr ghörig lang…"), dann etwas klarer ("A kle stutza künntasch da Bart scho wiedr, Schatz.") und irgendwann sehr bestimmt ("Din Bart sticht und stört beim Küssen!") darauf hinweist, dass es aus ihrer Sicht so nicht weitergehen kann…

 

Letzten Sommer und Herbst hatte ich mir aus einer Laune heraus in den Kopf gesetzt, eine Weile auf das Rasieren und Stutzen zu verzichten. Madame war da eh recht lange tolerant und Junior hat es sogar sehr gefreut, weil er sich nun noch besser an meinem Bart festhalten, daran ziehen und Unsinn machen konnte.

Da er mich von Anfang an mit Bart kennt, fürchtet er sich auch nicht vor anderen Bartträgern (na ja, den Nikolaus hatten wir allerdings noch nicht im Hause…)

Ich hielt allen "Terroristenwitzen" und Anspielungen stand, blieb hart und rief in die Welt bzw. zumindest in die Twittersphere hinaus:

Man muss wissen, dass ich zwar landauf und landab als äußerst unreligiös bekannt bin (und dennoch oder deswegen als sehr umgänglich gelte), aber wohl auch wegen meinen arabischen Wurzeln irgendwann recht argwöhnisch von einigen Mitmenschen betrachtet wurde, als mein Bart immer dichter, struppiger und länger wurde. Ich postete auf Facebook erst noch selbstbewusst Sachen wie:

Am Ende beugte ich mich zwar nicht meinen ängstlichen oder zumindest verunsicherten Mitmenschen, jedoch wieder dem Argument meiner Partnerin (Ich erinnere an das bestimmte „Din Bart sticht und stört beim Küssen!“) und zivilisierte mich ihr zuliebe. 

Junior hatte kein Problem damit, denn mit Dreitagebart a la Sonny „Crocket“ (ich nehme an, dass euch die legendäre 80er-Jahre-Serie "Miami Vice" bekannt ist) war ich wohl immer noch bärtig genug, um als Papa deutlich erkennbar zu sein.

 

Dann war eigentlich wieder recht lange Ruhe… Bis ich in regelmäßigen Abständen wieder zu hören bekam:

 

"Din Bart isch scho wiedr ghörig lang…"

 

 

"A kle stutza künntasch da Bart scho wiedr, Schatz."

 

 

Und

 

"Din Bart sticht und stört beim Küssen!"

 

 

Also begab ich mich Anfang des Jahres (=Beginn meiner Karenz) ins Badezimmer, warf meinen guten alten (wie alt der wirklich war, sollte sich kurz darauf herausstellen) elektrischen Bartrimmer an und wollte mir den Bart zumindest soweit stutzen, dass ich für meine bessere Hälfte wieder erträglich war.

 

Dann passierte es! Der alte (offenbar an Altersschwäche sterbende) Bartrimmer versagte den Dienst, jedoch nicht, ohne mir vorher noch ein riesiges Loch in den mühevoll und liebevoll gepflegten Bart zu reißen… Was nun? Sollte ich mit einem halben Vollbart herumlaufen? Ein Halbbart sozusagen? So ein Schwachsinn fällt doch nicht einmal den Hipstern und Bobos ein, oder doch? Ich habe ja kein Problem damit, Trendsetter zu sein, aber nur wenn es nicht dämlich aussieht. Und ein Halbbart wäre definitiv dämlich.

Also tat ich das einzig Logische: ich verwandelte mich vom vollbärtigen Armleuchter in einen schnauzbärtiges Double von Freddie Mercury und überraschte Schatz und Spatz so im Wohnzimmer:

Der Armleuchter mit einem Schnauz a la Freddie Mercury. Komischerweise finden Kind & Kegel diesen Look nicht gut.
Der Armleuchter mit einem Schnauz a la Freddie Mercury. Komischerweise finden Kind & Kegel diesen Look nicht gut.

Das war natürlich nur ein Scherz und anschließend kam der Schnauz (hier in Vorarlberg sagen wir nämlich nicht „Schnauzer“ sondern nur schlicht „Schnauz“) auch noch weg, was übrigens so aussieht:

A man without a beard is a woman: Der Armleuchter ohne Bart ist trauriger Anblick, wirkt aber 10 Jahre jünger, oder?
A man without a beard is a woman: Der Armleuchter ohne Bart ist trauriger Anblick, wirkt aber 10 Jahre jünger, oder?

Aber Junior war so erschrocken, dass er den Rest des Abends und den ganzen nächsten Tag gegenüber mir sehr zurückhaltend und ängstlich war.

Ich bin mir sicher, dass er mich nach einer ersten Schrecksekunde wieder erkannt hat, schließlich klinge und rieche ich mit oder ohne Bart gleich, aber er hatte es mir wohl echt übel genommen, dass ich mein Äußeres so verändert hatte, ohne ihn zuvor um Erlaubnis zu fragen…

 

Erst am übernächsten Tag, als sich langsam wieder ein Schatten in meinem Gesicht abzeichnete und einen Dreitagebart ankündigte, zeigte sich der kleine Gauner wieder versöhnlich, griff mir ans Kinn und sagte: „Papa. Bart.“

 

Kurz darauf habe ich beim Einkaufen mit Kind und Kegel einen neuen Barttrimmer gekauft. Künftig wird der Bart Junior zuliebe nicht mehr abrasiert. Ich will ihn nicht noch einmal so erschrecken.

Damit jedoch die Dame meines Herzens auch zufrieden ist und bleibt, wird halt hin und wieder auf ein für sie erträgliches Maß zurückgestutzt. Ich hör sie eh bald wieder sagen:

 

"Din Bart isch scho wiedr ghörig lang…"

 

 

"A kle stutza künntasch da Bart scho wiedr, Schatz."

 

 

Und

 

"Din Bart sticht und stört beim Küssen!"

 

 

 

 

LLAP,

~ Euer Armleuchter

Alias der karenzierte Poet, der sich so dann doch noch am besten gefällt:

Ja, jetzt kommt wieder der blöde Spruch: A man without a beard is a woman.
Ja, jetzt kommt wieder der blöde Spruch: A man without a beard is a woman.

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Kommentare: 4
  • #1

    Tatjana (Montag, 09 Februar 2015 13:18)

    ....mir würde nie in den Sinn kommen dich mit Bart auf Grund arabischer Wurzeln anders anzuschauen!
    Ich liebe dieses Blog total, allemal für mich: Solche Väter brauchen wir unbedingt!

  • #2

    robehode (Dienstag, 10 Februar 2015 16:57)

    Bart oder arabische Wurzteln hin oder her.
    Männer in Karenz sind sowieso suspekt ;-)
    Zumindest komme ich mir bei diversen Babytreffs oder bei vormittäglichen Einkaufs- oder Spielplatzrunden schon sehr argwöhnisch betrachtet vor.
    MEHR MÄNNER IN DIE VÄTERKARENZ!

  • #3

    armleuchter (Dienstag, 10 Februar 2015 22:35)

    @tatjana: Vielen Dank für deine lieben Worte! Dies von dir zu hören bedeutet mir sehr viel!
    Ich habe mir übrigens vorgenommen, dein tolles Projekt 365 und dein tägliches Engagement dafür als Vorbild für mein Blog anzusehen. Leider bin ich aber noch weit davon entfernt, ich komme auch ohne regelmäßiges Schreiben kaum dazu, Kind und Kegel und Haushalt unter einen Hut zu bringen...

  • #4

    armleuchter (Dienstag, 10 Februar 2015 22:41)

    @Robin: Ja, ich weiß, was du meinst. Ich bin beim Eltern-Kind-Turnen der einzige Papa (in der Gruppe nach uns sind jedoch zwei), im Musikgarten, der Junior ganz besonders gefällt, ebenso (hier falle ich mit meiner tiefen und unausgebildeten Stimme beim Singen noch mehr auf) und beim Schwimmen ist theoretisch ein weiterer Papa dabei, aber der kommt mit seiner Tochter scheinbar nur sporadisch zum Spaß und Spiel im Wasser...
    Beim Einkaufen glaubten die Leute erst, ich hätte Urlaub und machten Witze, nun denken sie wohl, ich sei arbeitslos und sagen lieber nichts mehr... :)

    Du hast recht: MEHR MÄNNER IN DIE VÄTERKARENZ!