Urlaub - Daheim mit Kind und Kegel

Mehr Zeit für Familie und Vorfreude auf die Karenz...

Meine erste Urlaubswoche ist noch nicht ganz um, also bin ich (noch) nicht zu spät dran, meine Drohung… äh… mein Versprechen im Urlaub mehr zu bloggen, einzuhalten. Urlaub – ein gutes Stichwort.

 

Im Sommer 2013 begann mein Urlaub mit der Geburt meines Sohnes. Ich fuhr früh morgens mit den öffentlichen Verkehrsmitteln zur Arbeit, weil meine bessere Hälfte vor der Geburt mit dem Auto noch unbedingt zur Friseurin und Fußpflegerin wollte. Die kurze Strecke könne sie noch gut mit dem Auto fahren… Na gut, ich nahm also wie immer Bus und Bahn, um ins Büro zu kommen, nur um eine halbe Stunde und sieben Anrufe in Abwesenheit später mit einem Taxi und Warp 9 wieder nachhause zu fahren. Die Einzelheiten sind mir hier zu persönlich, also sag ich einfach mal abgekürzt: Gute vierundzwanzig Stunden später war meine Partnerin stolze Mutter und ich mit ein paar Falten mehr ein nicht weniger stolzer Vater. Über mein iPhone hatte ich nach der üblichen SMS an die Familie, Verwandte und Freunde noch ziemlich lässig (vielleicht ein Bisschen zu lässig aber das ist eine andere Geschichte) eine E-Mail an meinen Chef und die Kolleginnen und Kollegen geschickt und alle darüber informiert, dass ich jetzt Papa war und somit wie vereinbart ab sofort im Urlaub sei.

 

Die vorzeitige Entlassung meiner tapferen Partnerin aus dem Krankenhaus und die restliche Wochenbettbetreuung durch unsere Hebamme daheim war eine tolle Sache. Nachdem ich bei der Geburt live dabei gewesen war und anschließend jedoch zum wenig beteiligten Besucher degradiert worden war, fand ich es unheimlich schön, meine junge Familie am dritten Tag nachhause holen zu dürfen.

Von nun an war ich nicht mehr Besucher, sondern wie schon die Monate zuvor, direkt beteiligt oder zumindest dabei…  Wir hatten eine wunderbare Hebamme, die wir vom Geburtsvorbereitungskurs kannten und die uns im Wochenbett daheim liebevoll und geduldig unterstützte und Tag und Nacht für uns erreichbar war.

Doch so schön die drei Urlaubswochen auch waren, Erholung gab es weder für meine Partnerin noch für mich. Die ersten Wochen des Glücks und Stolzes waren damals mit vielen Unsicherheiten, einigen Ängsten und Anlaufschwierigkeiten gepaart und ich erinnere mich daran, wie ich manchmal um elf Uhr abends in der Küche stand: Links die Milchpumpe gereinigt und sterilisiert, rechts ein leeres Bier. Mein erschöpfter Schatz, der kleine Spatz und auch die Katz‘ waren satt und zufrieden längst am Schlafen, also aß ich noch schnell ein paar kalte Würstchen mit Senf und trockenem Brot, spülte das Ganze mit einem weiteren Bier hinunter, ging Zähne putzen und erschöpft ebenfalls zu Bett.

Dennoch möchte ich diese ersten Stunden, Tage und Wochen nicht missen und ich bin froh und dankbar, dass ich von Anfang an, dabei sein konnte.

 

Und heuer?

Urlaub ist eine tolle Sache und nachdem ich meinen Sommerurlaub 2014 heuer bereits zwei Mal verschieben durfte (heißt: Erst sollte wenn ich wollte und konnte und dann musste), merke ich jetzt, wie sehr ich die Erholung nach meinem ersten Jahr als Papa nötig habe.

Ursprünglich wollten wir heuer mit dem Kleinen gleich in Urlaub fahren bzw. in den Süden fliegen – nicht weit, irgendwas Italienisches oder so. Elba war die Idee. Später entstand daraus als etwas günstigere und auch familien- bzw. kinderfreundlichere Alternative Mallorca (nein, nicht Ballermann). Gebucht und dann doch wieder storniert. Die notwendigen Abklärungen, Erledigungen und Pflichten nach einem Todesfall in der Familie ließen irgendwie keine Urlaubs- bzw. Reisestimmung sondern nur Stress bei uns aufkommen.

 

Da der Sommer 2014 in unseren Gefilden bekanntlich ein Witz ist, habe ich mich mittlerweile natürlich schon ein paar Mal gefragt, ob wie nicht doch einfach fliegen sollen hätten… Der Sonne und des Sommers wegen… Doch die Antwort die ich mir dann selbst gab, lautete jedes  Mal „nein“. Es ist besser so. Unser Bauchgefühl hat uns in den letzten vierzehn Jahren nie enttäuscht. Natürlich, das Meer hätte gut getan, aber mit all dem Schmarren im Hinterkopf hätten wir uns wohl nicht gut entspannen können...

 

Und doch: Langsam werden die Dinge einfacher und freuen wir uns auch wieder auf das Reisen, das in den letzten Jahren zu kurz gekommen ist: Junior ist ganz aufgeweckt und sehr interessiert an seiner Umwelt (Blumen, Wasser und Tiere sind derzeit der Hit!), er isst mittlerweile ganz normal bei uns mit (er ist überhaupt ein fantastischer Esser!), hat nach langem Üben unlängst stolz mit dem Laufen begonnen und je nachdem in welcher Entwicklungsphase er sich befindet, ist sein Rhythmus mal regelmäßiger oder unregelmäßiger, aber alles in allem ist ein richtiger Goldschatz, der mit seinem Lächeln alle um den Finger wickelt.

Im Herbst stehen ein verlängertes Wochenende und eine Hochzeit von Freunden in Salzburg an, bis dahin genießen wir die Zeit trotz Regen und Wetter daheim:

 

Akkus aufladen, lesen, kochen, falls ich dazu komme, irgendwas immer wieder aufgeschobenes machen, wie z. B. den Keller entrümpeln (oder auch nicht), Freunde besuchen und die Zeit mit meinen Lieben genießen.

Meine erste Urlaubswoche ist noch nicht ganz um, und obwohl der Sommer 2014 eher ein feuchter Witz ist, haben wir bereits einiges unternommen.

Ausschlafen (alles, das länger ist als 6 Stunden ist eh schon Luxus!), Familienausflüge machen und was ich besonders liebe: Spaziergänge (oder besser Spazierfahrten, schließlich sind wir mit dem „Schesa“-Wagen unterwegs) mit Sohnemann und ohne Mama. Also so, dass Junior und ich die Zeit gemeinsam ebenso genießen können, wie meine Partnerin mal alleine sein kann.

 

Wie gesagt, ich bin noch keine ganze Woche daheim. Doch ich merke schon, wie sich der Kleine mehr und mehr daran gewöhnt, dass ich mehr als nur ein paar Stunden pro Tag da bin. Es sind kleine und alltägliche Dinge:

Dass ich ihn manchmal morgens aufwecke und wasche...

Dass ich mal mit ihm frühstücke und Mama mal ausschlafen darf…

Dass ich auch ihn tröste, wenn er hinfällt und mit ihm auf Entdeckungsreise gehe…

Dass ich auch erlebe, wie stressig es sein kann, wenn man etwas kochen sollte und Junior bockt und trotzt...

Dass ich selbst herausfinden muss, was los ist, wenn er, wie man bei uns so schön sagt, Rotz und Wasser plärrt…

Dass ich ihn nicht nur tragen darf, sondern hin und wieder muss, weil er es sich aussucht und mir selbst etwas einfallen lassen muss, wenn er nicht einschlafen will, obwohl er müde ist…

Dass er manchmal eher zu Papa als zu Mama läuft, wenn er etwas zeigen will…

All das sind schöne und anstrengende Dinge, die ich sehr genieße und auch in Hinblick auf die Väterkarenz auch als Vorboten für eine tolle, anstrengende und deshalb wertvolle Zeit sehe.

 

Es bleibt noch eine weitere Woche, dann ist mein Urlaub erst einmal wieder vorbei und ich werde wieder arbeiten gehen. Aber in ein paar Monaten werde ich den ganzen Tag daheim sein und mich um den Kleinen kümmern dürfen (und müssen).

Mal sehen ob ich dann auch noch so begeistert über die alltäglichen Pflichten des Elternseins reden werde… :)

 

Sicher ist nur eines: Mindestens so sehr wie ich mich auf die Karenz freue, dürfte sich meine Partnerin auch darüber freuen, bald wieder ihre Arbeitskolleginnen und -kollegen zu sehen und ihrer Tätigkeit nachzugehen...

 

So long,

~ Euer Papa... äh... der Armleuchter

alias der karenzierte Poet

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Kommentare: 8
  • #1

    Peter (Freitag, 29 August 2014 02:13)

    Wenn ich betrachte mit welcher hingebungsvoller Fürsorge der kleine Herr Tristan umsorgt ist
    wage ich mal zu prophezeien, dass Lach, Sorgen- und Zornesfalten in einem ausgewogenen Verhältnis stehen werden.

    Schönen Urlaub noch

    Lebet lang und gedeihet
    herzlichst
    der alphabetisierte Prophet

  • #2

    Kathi (Freitag, 29 August 2014 03:44)

    Sehr schön geschrieben :-) da machst du gerade ganz tolle Erfahrungen! Mein Mann ist ja jetzt schon seit 2 Wochen in Karenz und obwohl er gemerkt hat wie anstrengend es sein kann und dass man halt mal eine Stunde braucht bis man aus dem Haus kommt wenn man sich und Kind richten muss, habe ich ihn noch nie so glücklich und stolz gesehen! :-) ich wünsche dir noch einen schönen Urlaub und viel Freude dann in der Karenz!

  • #3

    armleuchter (Freitag, 29 August 2014 13:08)

    @Peter, vielen Dank, deiner Prophezeihung will ich gern Glauben schenken... :)

  • #4

    armleuchter (Freitag, 29 August 2014 13:11)

    @Kathi: Danke, ich fühle mich beim Schreiben noch etwas eingerostet (und von den Typos will ich gar nicht sprechen), aber ich gebe mein Bestes :)
    Es ist sicher eine große Umstellung für euch, dass du nun wieder am Arbeiten und dein Mann daheim bei der Kleinen ist. Ich finde es toll, nun auch Menschen in meinem direkten Umfeld zu kennen, die sich die Karenz ebenfalls teilen. Herzliche Grüße und bis hoffentlich bald!

  • #5

    Ruth (Samstag, 30 August 2014 19:09)

    Dominik, ich ziehe den Hut vor dir und deiner Einstellung bezüglich Rollenverteilung innerhalb der Familie!
    Ich wünsche dir bei deiner Aufgabe alles Gute, viele neue Eindrücke und die Gelassenheit eines liebevollen Vaters, den (scheinbar) nichts mehr erschüttern kann!
    Tolle Familie, echt wahr!

  • #6

    armleuchter (Samstag, 30 August 2014 22:07)

    @Ruth: Vielen Dank für deine lieben Worte! Wahrscheinlich macht unsere Generation andere Fehler, aber nicht weniger als die vor uns... ;) Ich werde dich und alle anderen auf jeden Fall auf dem Laufenden halten, was die Gelassenheit betrifft.
    Ein Freund, der ein paar Monate vor mir Vater wurde, sagte mir mal etwas, das ich hier leicht abgewandelt wiedergeben will: Durch Kinder lernt man(n) seine Grenzen kennen. Immer wenn man(n) meint, dass die Grenze erreicht ist, geht es noch weiter... In diesem Sinne: Es geht weiter :)

  • #7

    Jacqueline (Montag, 01 September 2014 21:58)

    Congratulations a very good idea your blog.......:-)

  • #8

    armleuchter (Dienstag, 09 September 2014 12:40)

    @Jacqueline: Thanks! :) More to follow soon...