Späte Entscheidung - Mein Weg zur Väterkarenz

Last Minute - der kurzentschlossene Armleuchter...

Ich möchte heute einmal ein Bisschen darüber berichten, wie es überhaupt zu der Entscheidung gekommen ist, dass ich in Väterkarenz gehen werde.

Bisher war ich immer der Meinung, dass die Entscheidung, meine „Karriere“ bzw. mein Arbeitsleben für einige Zeit zu unterbrechen, um mich ganztägig der Pflege meines Sohnes zu widmen, schon vor langem getroffen worden ist.

Bei genauerer Betrachtung stellt sich jedoch heraus, dass die Karenzteilung erst sehr spät, nämlich in den letzten Schwangerschaftsmonaten ein Thema für uns wurde.

Es waren mehrere Faktoren im Spiel: Der berühmte Zufall, das Internet mit seinen beliebten sozialen Netzwerken und eine bewundernswerte österreichische Journalistin…

 

Ein kurzer Rückblick:

 

Letztes Jahr um diese Zeit hatten meine Partnerin und ich uns bereits ein zweites Mal durch den österreichischen Dschungel der Rechte und Pflichte, Möglichkeiten und Voraussetzungen gekämpft und gewählt: Karenz, Kinderbetreuungsgeld, Karenzteilung, usw. Mittlerweile denke ich, dass wir damit wohl nur mäßig erfolgreicher waren, als beim ersten Anlauf, als wir uns zu Beginn der Schwangerschaft erstmalig etwas aufgeregt und blauäugig erkundigt und informiert hatten.

 

Nichtsdestotrotz… Letztes Jahr um diese Zeit hatten wir bereits entschieden, dass wir uns die Karenz zu einem bestimmten Grad teilen würden und auch die Art des Kinderbetreuungsgeldes (es gibt mittlerweile ja fünf Varianten zur Auswahl) war klar. Einiges würden wir heute gewiss anders machen, aber hinterher weiß man immer mehr, also sei es drum…

 

Ich erinnere mich auch noch genau daran, dass dies anfangs jedoch überhaupt nicht so geplant gewesen war. Ja, nicht einmal angedacht hatten wir etwas in die Richtung.  Die ersten fünfeinhalb oder sechs (!) Schwangerschaftsmonate war es ganz klar, dass meine Partnerin in Karenz gehen und ich weiter arbeiten würde. Basta.

Weil, … äh… Ja warum eigentlich?

Wohl weil die alten, traditionellen Rollenbilder scheinbar noch so präsent waren und sind, dass man(n) und Frau sich oft gar nichts anderes vorstellen können.

Während der Schwangerschaft meiner Partnerin sprachen wir viel über die Gegenwart, über die Zukunft und unsere Vorstellungen und Wünsche. Interessanterweise war in den verschiedenen Szenarien jedoch kein Platz für eine Karenzteilung - zumindest nicht in meiner Vorstellung. Nicht einmal hatte ich mir ernsthaft Gedanken darüber gemacht.

 

Klar, da war Skandinavien mit seinen berühmten Kinderwagen schiebenden Männern und Managern, die daheim bei den Kindern bleiben, aber hier in Österreich?

Für ein paar Leute vielleicht toll, aber für mich? Für uns? Wohl eher nicht.

Weil… äh… Ja, weil es… äh… ja wegen dem Geld… Und der Arbeit… Und… Alles in allem waren es nur fadenscheinige Gründe, nicht richtig zu Ende gedacht und daher nicht einmal annährend soweit ausformuliert, dass ich sie hier niederschreiben könnte.

 

Dass meine Partnerin bei all den Phrasen über die Nachteile einer möglichen Väterkarenz in ihrer gesellschaftlichen Rolle und Karriere quasi degradiert wurde, sah ich damals schon irgendwie ein. Aber hey, was konnte ich schon dafür, dass die Gesellschaft... Blablabla – Noch mehr fadenscheinige Gründe und leere Worte.

 

Bis ich eines Tages auf Facebook und Twitter auf ein Interview mit der bekannten und bewundernswerten österreichischen Journalistin Corinna Milborn aufmerksam wurde.

 

Frau Milborn sprach im FORMAT über ihre Schwangerschaft und Karriere inklusive Wechsel in eine Führungsposition beim TV-Sender Puls4.

Aus dem sehr  interessanten und sympathischen Interview sind mir vor allem diese Zeilen nicht mehr aus dem Kopf gegangen:

 

[…]Danach haben wir beinhart Halbe-halbe gemacht. Es gibt nichts Besseres im Leben, als ein Kind aufwachsen zu sehen, aber dieses Hausfrauenmodell, wo Mütter zu Hause bei den Kindern sind und keine Kontakte mehr haben, führt zu einem verdammt hohen Valiumverbrauch und zu Depressionen. Ich bin immer gefragt worden, wie ich mit Kind arbeiten konnte, Männer werden das nie gefragt. Die Lösung heißt Halbe-halbe, dann funktioniert es. Wenn Väter ihre Hälfte erledigen sogar ziemlich easy. Als Frau allein für ein Kind zuständig zu sein und das mit dem Job zu vereinbaren, das geht nicht. So viel Organisationstalent kann man gar nicht haben. […]

 

Das ganze Interview im FORMAT gibt es hier nachzulesen. Ich empfehle es all meinen Leserinnen und Lesern wärmstens: http://www.format.at/articles/1320/933/358369/es-besseres-kind

 

Irgendwie hatte es damals „Klick!“ bei mir gemacht. Ich dachte einige Zeit für mich alleine nach, wägte Möglichkeiten ab und im anschließenden Gespräch mit meiner Partnerin kamen wir dann sehr schnell auf einen gemeinsamen Nenner:

Trotz vorheriger Skepsis  bzw. Ignorierens sahen wir nun ganz klar, dass es sehr wohl ein Thema in unserer Partnerschaft ist.

Natürlich wollten wir uns nach Kräften um unser Kind kümmern und möglichst keine Millisekunde verpassen und der oder dem Kleinen von Anfang an beim Aufwachsen zusehen zu können. Aber dass einer bzw. vor allem eine von uns Beiden dafür ihre Arbeit und damit gezwungenermaßen wohl einen Teil ihres Soziallebens aufgibt? Dass der andere im Gegenzug den alleinigen Ernährer spielen soll und eine vielleicht weniger intensive Bindung zum Kind haben würde? Alte Rollenbilder von der Gesellschaft bis ins 21. Jahrhundert wiedergekäut nun einfach so nachleben?

Wir stellten fest, dass dies eigentlich nicht unser Ding ist…

 

Haben wir als gleichberechtigtes Paar denn nicht beide dieselben Rechte und Pflichten?

 

Die Antwort war: Natürlich haben wir das! Und zwar sowohl wenn es um Familie und Pflege unseres Kindes geht, als auch wenn es um Arbeit und Karriere geht. Genauso wenn es um Freiheiten, soziale Kontakte und Freizeit geht.

 

Denn bisher hatten wir uns selbst immer als sehr aufgeklärtes, modernes, liberales und vor allem gleichberechtigtes Paar gefühlt und gegeben.

Das konservative und anachronistische Bild der Frau, die mit den Kindern daheim bleiben muss, passte da eigentlich überhaupt nicht zu uns.

 

Also war die Entscheidung gute zwei Monate vor der Geburt unseres Kindes getroffen:

Erst würde meine Partnerin in Karenz gehen und anschließend ich.

„Alea iacta est!“ oder so ähnlich rief ich in Gedanken (ja, der Armleuchter ist hin und wieder recht theatralisch) und musste mir auf die Lippen beißen, um nicht die ganze Zeit glücklich und zufrieden aber wohl auch etwas dümmlich zu grinsen.

 

Bald geht es los...

 

 

~ Der Armleuchter,
alias der karenzierte Poet

 

P.S.:

Die heutige Ausrede bzw. Entschuldigung zur Qualität:

Dieser Text wirkt auf den ersten und zweiten Blick etwas abgehackt und sprunghaft. Das stimmt wohl und liegt nicht nur daran, dass ich immer noch etwas aus der Übung bin, sondern vor allem daran, dass ich während dem Schreiben mit einem Ohr beim Babyphone war und auch zwei Mal aufspringen und zu Junior ins Kinderzimmer durfte ;)

 

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Kommentare: 2
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    Mui Yarber (Donnerstag, 02 Februar 2017 09:18)


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